SPIELFERTIG MACHEN
Ein ganz wesentlicher Schritt auf dem Weg zum guten Klang ist der letzte Arbeitsschritt beim Bau eines Streichinstruments: das sogenannte Spielfertig machen.
Hier wird nicht nur der Steg aufgeschnitten und individuell an das Instrument und die Gegebenheiten angepasst. Hier wird der Stimmstock gesetzt und justiert, die Wirbel eingepasst, das Griffbrett abgerichtet, der Ober- und der Untersattel zugeschnitten und der Griff bzw. die Rückseite am Hals nachgearbeitet. Jeder dieser Schritte erfordert viel Erfahrung und Geduld. Hier werden die Weichen gestellt, was die Spielbarkeit betrifft – jeder Musiker hat andere Hände, andere Gewohnheiten und ganz eigene Vorstellungen.
Aber auch im Hinblick auf die Akustik wird hier vieles entschieden – hier lauert ein nicht zu unterschätzendes Potential, in jede Richtung! Nicht nur die hier verwendeten Materialien beeinflussen das Schwingungsverhalten eines Instruments ganz eindeutig (z.B. die Holzqualität des Steges, aber auch die Wahl des Stachels oder Saitenhalters), auch deren individuelle Verarbeitung schlagen sich deutlich hörbar im Klang eines Instruments nieder.
Auch hier gelten die gleichen Gesetze, wie bei der Ausarbeitung der Tonhölzer: Es gibt keinen optimalen Stachel, kein perfektes Stegmodell und keinen idealen Saitenhalter. Was dem einen Instrument hilft, kann für das andere schädlich sein. Auch hier geht es um Dämpfung und deren individuelle Notwendigkeit. Ist ein Instrument erst einmal zugeleimt und fertig lackiert, kann man an der grundsätzlichen Qualität in akustischer Hinsicht fast nichts mehr ändern. Es bleibt also nur noch der Spielraum beim set up bzw. dem Spielfertigmachen, der allerdings nicht zu unterschätzen ist. Ähnlich wie beim Lack gilt aber auch hier: eine gute Basis (gemeint ist hier das lackierte Instrument!) ist in jedem Fall zwingend die Voraussetzung, sonst nützt die aufwändigste Arbeit beim Spielfertig machen nicht viel.
Beim spielfertig machen wird – ähnlich wie bei der Abstimmung eines Rennwagens –viel Potential freigelegt oder eben auch nicht. Auch hier ist eine leistungsfähige Basis die Voraussetzung für gute Performance. Vieles muss einfach ausprobiert werden, daran führt leider kein Weg vorbei. Zahlreiche Faktoren beim Spielfertig machen können wir mit physikalischen Messungen bewerten und entsprechend gestalten. Dazu kommt aber noch der individuelle Geschmack des Musikers, der sich mit dem Instrument absolut wohlfühlen muss.