HOLZAUSWAHL
Die sorgfältige Auswahl des Tonholzes ist der erste wesentliche Schritt auf der Suche nach dem guten Klang. Auch hier gehe ich andere Wege als der Mainstream, weil Schönheit und Charakter zweierlei Dinge sind – wie im richtigen Leben!
Auch in unserer Branche „isst das Auge mit“. Ein Instrument, das aus schönen und edlen Hölzern gebaut wurde, wird es bei einer Bewertung oder Beurteilung immer leichter haben, als ein Mitbewerber, der „aus einfachem Holz geschnitzt“ ist – vorausgesetzt die Qualität der handwerklichen Arbeit ist vergleichbar. Besonders beim Neubau trifft man auf dieses Phänomen, im antiquarischen Bereich gibt es Ausnahmen, besonders wenn die Herkunft des Instruments imageträchtig ist. Interessant ist, dass hier die Herkunft und das Alter offensichtlich wichtiger sind, als die Schönheit des Materials. Es gibt zahlreiche Beispiele im antiquarischen Bereich, wo Instrumente, die aus vermeintlich einfachen Hölzern gebaut sind, auf den großen Bühnen dieser Welt zu Ruhm und Ehre kommen.
Womit wir wieder bei unserem Kernthema angekommen sind: Dem Klang.
Die Voraussetzung dafür ist in jedem Fall hochwertiges Tonholz, da ist sich die Fachwelt wahrscheinlich einig. Meine Erfahrung im Bereich der Akustik hat eindeutig gezeigt, dass es durchaus gute Tonhölzer gibt, deren optische Erscheinung schlicht und einfach ist. Und umgekehrt gilt ebenfalls: Gleichmäßige Jahresringe oder tiefe Flammen sind keineswegs Garanten für akustische Leistungsfähigkeit.
Die akustische Qualität von Tonhölzern kann man in einem relativ frühen Stadium der Verarbeitung mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit bestimmen. Bereits hier bediene ich mich verschiedener wissenschaftlicher Meßmethoden, um meine Vorhersagen zu machen und mein Holz den verschiedenen Qualitäten zuzuordnen. Ein objektiver Vergleich bedingt annähernd gleiches Volumen, d.h. gleiche Abmessungen und gleichen Feuchtigkeitsgehalt. Das spezifische Gewicht und die Dichte des Holzes sind ausschlaggebend für die Festigkeit. Die unterschiedlichen Schwingungseigenschaften sind eindeutig messbar und spezifizierbar.
Hölzer, die meinen Vorstellungen nicht gerecht werden, werden aussortiert! Egal wie schön sie sein mögen.
Schon hier bestätigt sich meine Theorie: schön ist nicht gleich gut!
Selbstverständlich beeinflussen bei der weiteren Bearbeitung viele Faktoren die Entwicklung der akustischen Eigenschaften des Holzes. Und es gibt natürlich Überraschungen in beide Richtungen: nach oben und nach unten gleichermaßen. Ich gehe auf diesen Punkt noch einmal etwas ausführlicher im Menüpunkt „WERKSTATT“ ein.
Es kann bei meinen Instrumenten also durchaus vorkommen, dass die Attraktivität des Holzes innerhalb einer Qualitätsstufe durchaus deutlich variiert! Freilich ist es wünschenswert, beide Eigenschaften zu vereinen: akustische Qualität und Schönheit! Aber wirklich häufig gibt es diese Kombination leider nicht.