Acoustical Engineering dt

ACOUSTICAL – ENGINEERING

(leider gibt es in der deutschen Sprache keinen Begriff, der dieses Thema ähnlich präzise trifft)

Seit über 300 Jahren ist die Konstruktion der Streichinstrumente – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen (z.B. die Befestigung des Halses) –festgelegt und frei von Innovationen.
Dem Geigenbauer bleibt heute zwar die Freiheit, sich über die individuelle Gestaltung des Modells und über das optische sowie das stilistische Erscheinungsbild zu definieren. In akustischer Hinsicht bleiben aber endlos viele Fragezeichen. In der Serie besonders, aber auch im handwerklichen Geigenbau. Das Streben nach planbarer Leistungsfähigkeit ist ungebrochen, was letztendlich auch daran zu erkennen ist, dass immer wieder irgendwo auf dieser Welt „das Geheimis Stradivaris“ entdeckt wird. Bisher leider ohne durchschlagenden Erfolg. In jedem Fall aber ohne Reproduzierbarkeit. Der eine oder andere spricht hier von „akustischem Zufall“.

Lediglich im Bereich der Saiten geht die Entwicklung rasant voran! Mit high-tech Materialien und modernen Fertigungsmethoden wurde hier eine dramatische Verbesserung der akustischen Leistungsfähigkeit von Streichinstrumenten erzielt!
Unser Werkstoff ist Holz. Jedes Stück ist anders. Jedes Stück hat seine individuellen Eigenschaften. Sowohl in optischer als auch in akustischer Hinsicht. Es gibt also keine Möglichkeit, den Bau von Streichinstrumenten zu standardisieren bzw. nach festen Regeln zu gestalten, wie dies z.B. in der Metall- oder Kunststoffverarbeitung möglich ist.

Der Geigenbauer versucht also, den individuellen Eigenschaften des Materials, insbesondere bei der Gestaltung der Wölbung und der Materialstärken gerecht zu werden. Selbst mit viel Erfahrung und viel Gefühl bleiben hier aber immer – das ist meine Theorie – viele Bereiche dem Zufall überlassen. Sonst gäbe es das ominöse „Geheimnis Stradivaris“ ja nicht mehr! Die akustische Qualität eines Streichinstruments hängt niemals von einem Faktor alleine ab, sondern ist das Resultat vieler Eigenschaften, die am Ende auch noch in einem harmonischen Gesamtkontext zueinander stehen müssen. Ohne Harmonie keine Ausgewogenheit!

Ich beschäftige mich seit ungefähr 15 Jahren mit der Akustik von Streichinstrumenten und begleite den Bau meiner Celli mit wissenschaftlichen Messmethoden. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass reichlich Erfahrung und viel Gefühl alleine nicht ausreichen, um den vielen komplexen Faktoren gerecht zu werden, die notwendig sind, um nicht nur schöne, sondern auch leistungsfähige Instrumente zu bauen.

Keine Angst, ich „koche auch nur mit Wasser“! Auch in meiner Werkstatt werden nicht alle diese Punkte abschließend bearbeitet. Aber ich bin meinem Ziel, aus der gegebenen Konstruktion und dem vorhandenen Material das möglichst Beste heraus zu holen, einen Riesenschritt näher gekommen.

Wenn ein Instrument fertig ist, bestimmt der Kunde bzw. der Musiker, ob wir in der Werkstatt gute Arbeit geleistet haben. Hier gibt uns der Erfolg glücklicherweise Recht! Viele Musiker im In- und Ausland spielen eines unserer Celli mit viel Freude und Leidenschaft. Ein schöneres Kompliment kann es nicht geben!

Auf den folgenden Seiten möchte ich meine Arbeit kurz vorstellen und Ihnen einen Einblick in meine Welt des Geigenbaus geben.